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Schnupperkurs "Labor Pferd"

in Schnupperkurse 22.01.2019 14:25
von Birte Bernitt | 8.551 Beiträge | 8543 Punkte

Was versteht man unter einem Blutbild überhaupt?

Ein Blutbild ist nichts weiteres als eine Laboruntersuchung über die Verteilung der Blutzellen.


Es wird zwischen dem "Kleinen" und "Großen" Blutbild unterschieden:

Kleines Blutbild:

Anzahl der roten Blutkörperchen (Erythrozyten)
Anzahl der weißen Blutkörperchen (Leukozyten)
Anzahl der Blutplättchen (Thrombozyten)

Höhe des Blutfarbstoffes (Hämoglobin)

Bestimmung des gesamten zellulären Anteils im Blut , also das Verhältnis fester zu flüssigen Bestandteilen = Hämatokrit.

Neben dem Kleinen Blutbild gibt es das Differentialblutbild:

Hier wird die Verteilung der weißen Blutkörperchen bestimmt:

- Stabkernige neutrophile Granulozyten
- Segmentkernige neutrophile Granulozyten
- Eosinophile Granulozyten
- Basophile Granulozyten
- Lymphozyten
- Monozyten

Das Kleine Blutbild zusammen mit dem Differentialblutbild wird als Großes Blutbild bezeichnet.

Eine andere Unterscheidung ist rotes und weißes Blutbild. Beim roten Blutbild werden halt die roten Blutkörperchen untersucht und beim weißen die weißen Blutkörperchen. Lasst euch also nicht durch die verschiedenen Begriffe durcheinander bringen.

Um ein Blutbild zu machen benötigen wir auch ein Blut, wo wir diese ganzen Zellen und Blutstoffe noch erkennen können --> das Blut darf nicht geronnen sein. Wir müssen dafür also ein Blutröhrchen nehmen, welches Gerinnungshemmer enthält. Das sind die sogenannten EDTA-Röhrchen. Würden wir einfach Blut in ein Röhrchen entnehmen ohne Gerinnungshemmer, so würde das Blut innerhalb einiger Zeit verklumpen und für Untersuchungen nicht mehr brauchbar sein.

Nun brauchen wir aber noch die Werte für die vielen Mineralien und Spurenelemente. Dies sind ja keine Zellen, können daher mit dem Blutbild an sich nicht bestimmt werden. Für die Bestimmung einzelner Vitalstoff-Werte benötigt man die Vollblutanalyse.

Wir benötigen nun nicht die zellulären Bestandteile des Blutes, sondern das Serum, denn dort finden wir auch die Mineralien und Spurenelemente. Serum wird gewonnen, indem Blut zentrifugiert wird. Durch das Schleudern des Bluts, werden Zellen und restliche Blutflüssigkeit getrennt. Die Blutflüssigkeit - das Serum,. wird nach dem Zentrifugieren abgeschöpft und zur Untersuchung benutzt.

Im Serum machen die Mineralien, Spurenelemente, Nährstoffe wie Glucose, Aminosäure und Fettsäuren und Hormone nur etwa 2% aus. Auch die Abfallstoffe wie z.B. Harnstoff finden wir unter diesen kleinen 2%. Etwa 91% ist allein Wasser Bestandteil und dann finden wir mit etwa 7% die Proteine im Serum.

Die 7% Proteine = Eiweiße teilen sich dann wieder auf in einen großen Anteil (über 60%) an Albumin (Reserveeiweiß) und in die verschiedenen Globuline. Die Gamma-Globuline für die Immunabwehr machen dabei etwa 17% aus.

Das Blutbild oder die Blutanalyse sind Momentaufnahmen. Die Ergebnisse zeigen uns also nur die Verhältnisse des Bluts in dem Moment der Blutentnahme an. Es kann sein, dass sich die Werte innerhalb kurzer Zeit bereits wieder verändert haben. Allerdings haben wir einige Erfahrungswerte, die uns bei der Beurteilung dieser Momentaufnahme behilflich sind.

Ein Blutbild oder eine Blutanalyse sollten niemals als alleiniges Diagnosemittel dienen.

Ein Blutbild oder eine Blutanalyse sind immer im Zusammenhang mit dem Gesamtbild des Patienten zu betrachten.

Häufig wird ein Blutbild/eine Blutanalyse gemacht wird, weil man keine anderen Anhaltspunkte hat. Das Blutergebnis soll den Therapeuten dann auf die richtige Spur führen, aber niemals als Diagnose dienen. Leider zeigt die Realität manchmal genau dieses auf. Nur anhand eines Blutergebnisse wird eine Therapie verschrieben

Dabei kann es tatsächlich so sein, dass ein Tier völlig gesund ist, aber seine Blutergebnisse in der Momentaufnahme etwas anderes zeigen. Es muss versucht werden, einen Zusammenhang zwischen Blutergebnis und Patientenbild zu schaffen, ansonsten ist das Blutergebnis ziemlich wertlos. Wiederholungen der Blutuntersuchungen sind daher manchmal in kurzen Abständen sinnvoll.

Umgekehrt kann es sein, dass die Blutuntersuchung ein völlig unpektakuläres Ergbenis liefert, die Symptome des Patienten aber deutlich sind.

Die Blutuntersuchung dient vor allem zur Unterstützung der Diagnose, aber nicht als Diagnose selbst.

Meine Frage an Euch lautete, ob eine regelmäßige Blutuntersuchung beim Pferd Sinn machen würde, um die Gesundheit zu überwachen.

Eine regelmäßige Blutuntersuchung würde uns z.B. die ganz individuellen Werte unserer gesunden Pferdes aufzeigen, wenn ansonsten keine Symptome vorhanden sind. Das kann dann im Krankheitsfall hilfreich sein, da man Veränderungen dann schneller erkennt. Allerdings würde dies bedeuten, man macht wirklich ein- bis zweimal im Jahr eine Untersuchung, um zu überschauen, ob sich Veränderungen einstellen. Es handelt sich ja um eine Momentaufnahme, die durchaus zu einem anderen Zeitpunkt (Fütterung, Arbeit usw.) anders aussehen könnte.

Ich möchte jedoch auch darauf hinweisen, dass auch eine banale Blutentnahme, ein Eingriff am Pferd ist, welches nicht ohne Risiko ist. Ein venöser Zugang beim Pferd bedeutet auch immer die Gefahr einer Entzündungsreaktion an dieser Stelle. Es kann sich evtl. an der Einstichstelle ein Hämatom entwickeln, welches beim Pferd durchaus heftige Verläufe zeigen kann. Den Begriff Spritzenabszess habt ihr vielleicht schon mal gehört. Ein wirklich sauberes Arbeiten wie beim Menschen ist aufgrund des Fells kaum möglich. Wenn genau gearbeitet wird, müsste man die Punktionsstelle rasieren und gut desinfizieren. Gut desinfizieren heißt nicht mit einem Alkoholtupfer mal kurz abwischen, sondern auch minutenlang einwirken lassen . Ich wollte es nur noch mal erwähnt haben

Ich möchte nun im weiteren Kursverlauf nicht einfach Blutwert für Blutwert duchgehen, denn das ist trockene Materie und irgendwie zu theoretisch. Vielmehr möchte ich mit Euch praxisnahe Ergebnisse erarbeiten. Daher nehmen wir uns verschiedene Themen zu den Blutuntersuchungen vor.

Erwähnt wurde es hier bereits und das werden wir uns als erstes anschauen, denn es ist eine einfache und zugleich effektive Untersuchung - die Entzündung.

Wie erkennen wir eine Entzündung am Blutbild?
Wer kann den Verlauf einer Entzündung anhand von Blutbildern erklären, also woran erkenne ich , dass eine Entzündung noch im Aufflammen ist und woran, dass sie abklingt?

Der nächste Kurs Labor Pferd startet im März 2019. Laborkurs Pferd online März bis 24.Mai 2019 Wenn Du dabei sein möchtest, dann melde Dich bitte bis zum 8. Februar bei mir an.

LG Birte


www.pferdekraeuterhexe.de
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